„Via Sbrinz“ von Stansstad nach Domodossola

Die Säumer, die ersten Transporteure über die Alpen.

 

Dieser Weg von Stansstad nach Domodossola schwirrte schon länger in unseren Köpfen herum. Geplant und dennoch kurzfristig machten wir uns letzte Woche auf die 7-tägige Wanderung. Es würde den Rahmen sprengen über jeden Tag einen langen Bericht zu schreiben. So müssen wir uns auf das „wichtigste, schönste und interessanteste“ beschränken.

Wenn Euch die Sbrinz Route auch interessiert, dann findet Ihr zu unterst zwei interessante Links. Natürlich dürft Ihr auch bei uns weitere Infos oder Details zur Wanderung beziehen. Nun viel Spass beim lesen von den Etappenberichten.

 

 

Etappe 1

10.7.2015 Stansstad – Engelberg 26km, Auf/Abstieg 660Hm/100Hm

Gestartet sind wir mit einem Kaffee und z’Morge beim Beck ins Stansstad. Um die Tour wirklich von Null an zu starten, besuchten wir noch den Schiffssteg von Stansstad und knipsten die obligatorischen Starterbilder. Flach ging es los Richtung Stans. Endlich erfuhren wir auch etwas über den „Winkelried“. Er soll am 9. Juli 1386 bei der Schlacht von Sempach ein Bündel Lanzen der habsburgischen Ritter gepackt und, sich selbst aufspiessend, den Eidgenossen eine Bresche geöffnet haben. Aha.

Weiter folgten wir dem Weg nach Wolfenschiessen und Grafenort. Die erste Etappe glustete uns nicht sonderlich, da diese eher flach und geradeaus führte. Die fade Gurke aus dem Rucksack machte den ersten Teil vom Weg auch nicht interessanter. Beim Schlucht Eingang änderte sich dies aber rasch. Ein sehr schöner und interessanter Wanderweg führte uns über mindestens 7 Brücken und Wälder der Engelberger Aa aufwärts. Bei einem Cache fand ich auch gleich einen sympathischen Holzstock, der mich dann auch bis nach Domodossola begleitete. Unterwegs begegneten wir auch immer wieder einer vierköpfigen Säumer Gruppe. Wir wussten jedoch noch nicht, dass diese das gleiche Ziel vor sich hatten. In Engelberg angekommen fanden wir in einer netten und unkomplizierten Pension rasch ein Zimmer. Als Nachtessen genossen wir hervorragende Älpler Makronen. Eine Riesenportion und fein war das Mahl. Die erste Etappe war geschafft. Der Wecker für den nächsten Morgen gestellt.

 

 

Etappe 2

11.7.2015 Engelberg – Engstlenalp 12km, Auf/Abstieg 1260Hm/420Hm

Beim Frühstück beobachteten wir, wie alle anderen Gäste überall verteilt im Speisesaal Ihr Essen einnahmen. Ja nicht gegenüber von jemandem sitzen und ganz sicher kein Blickkontakt mit jemandem. Kein Radio, kein Grüssen und eine fast beängstigende Stille beherrschte den Raum. Obschon man ansah dass die Gruppe zusammengehörte hatten wir keine Idee. Der Wirt klärte uns dann auf, dass die Leute in einem Kurs „Ruhe und Stille“ 5 Tage so in Engelberg verbringen… Hmmmm. OK 🙄

Unsere Sachen waren gepackt und die kürzeste Etappe 2 konnte in Angriff genommen werden. Leise schlichen wir uns neben den meditierenden und in der Natur verteilten Schweigenden vorbei, und nahmen den Jochpass in Angriff. Am Trüebsee oben waren auch viele andere Touristen unterwegs. Samstag, perfektes Wetter und fahrende Bergbahnen lockte die Leute in die etwas kühlere Bergluft. Der stündige Aufstieg vom Trüebsee auf den Jochpass war Genuss. Schön blühende Pflanzen und ab und zu ein Schneefeld wo sich Flammy abkühlen konnte. Auf dem Jochpass angekommen, genossen wir was Kleines aus dem Rucksack.

Schon kurz nach dem Jochpass, der die Grenze Bern/Nidwalden bedeutet, war schon unser Ziel die Engstlealp sichtbar. Der blaue See strahlte über alles. Schon bald standen wir vor dem Hotel. Das Hotel hatte nur noch ein Einzelzimmer frei oder Platz im Massenlager. Da im Massenlager ein Hundeverbot herrschte und wir nicht wussten wie sich Flammy im Stall verhielt, entschlossen wir uns aufzuteilen. Flammy mit Priska, oder umgekehrt im Hotelzimmer und Beat im Massenlager.

Bei einem Bier genossen wir die Sonne und anschliessend besuchten Beat und Flammy noch den klaren Engstlensee. Kalt war er aber wunderschön. OK, ich hatte nur die Füsse drin. Unterdessen war auch die vierköpfige Säumergruppe begleitet von 2 zusätzlichen Säumer, 2 Pferden und einem Esel angekommen.

Das Nachtessen genossen wir im Rossboden, wo ein riesen Stück Spareribs serviert wurde. Auch die anschliessende Merängge genossen wir sehr, bevor wir uns in unsere Nachtlager zurückzogen.

 

 

Etappe 3

12.7.2015 Engstlenalp – Guttannen 26km, Auf/Abstieg 680Hm/1460Hm

Nach einer guten Nacht und einem eher unfreundlichen Frühstück, einfach mal Fresse halten Kurs wäre angebracht, starteten wir um 8h zum dritten Tag. Der Weg durch das Gental war fantastisch. Natur pur und einfach nur schön. Auch ein Augenschmaus sind die weltbekannten Jungibäche welche kaskadenartig mitten aus einer Felswand, aus Spalten und Löcher ans Tageslicht treten. Leider führte uns dann der Weg auf Asphalt weiter bis fast nach Innertkirchen. Dort angekommen kauften wir im Volg was zu knabbern ein und beobachteten Verkehr. Der schönwetter Verkehr der die Töfffahrer und die Sonntagsfahrer auf den Susten oder auf die Grimsel lockte. Krass, aber ich war ja auch einer von diesen 😉

Weiter folgten wir der Aare aufwärts nach Guttannen. Ein paarmal mussten wir die Strasse queren und die Hitze und die dröhnenden Motoren ermüdeten uns. Recht geschafft erreichten wir unser Etappenziel. Doch die erfrischende Dusche und das oberaus leckere Nachtessen kräftigten uns schon wieder. Und in der Nacht war auch der Verkehr fast zum erliegen gekommen und man hörte es regnen.

 

 

Etappe 4

13.7.2015 Guttannen – Obergestlen 26km, Auf/Abstieg 1500Hm/1200Hm

Da es in der Nacht kurz regnete war es angenehm frisch. Um 8h als wir los marschierten nieselte es noch leicht was wir sehr schätzten. Erstens hat es bei schlechtem Wetter weniger Verkehr und zweitens ist die Temperatur für den Aufstieg auf den Grimselpass etwas erträglicher.

Auf dem wunderschönen Saumpfad war der Aufstieg ein echter Genuss. Unterwegs trafen wir auch wieder die Säumergruppe mit den Tieren. Ein tolles Bild diese auf der alte Säumerbrücke und auf dem Säumer Pfad zu sehen. Als interessante Besonderheiten auf dem weiteren Weg sind erwähnenswert: der Säumerstein, wo sich die Säumer des schwierigen Geländes wegen zu grösseren Verbänden zusammenschlossen; die Hälen Platten (16 in den Fels gehauene Stufen und eingeritzte Inschrift des Gletscherforschers Agassiz), ein Gletscherschliffgebiet, das als beschwerlichste Stelle des Grimselweges galt und die fotogenen steinernen Böglisbrückli in derMulde von Chüenzentennlen. Auch eine schöne und selten Türkenbund Lilie konnten wir unterwegs bestaunen.

Über die beiden Staumauern standen wir dann auf der Passhöhe an der Grenze zum Wallis. Es war frisch da oben aber die Sonne zeigte sich unterdessen wieder. Das Gulasch im Restaurant stärkte uns für den Abstieg noch Obergesteln. Schon oft waren wir auf dem Grimselpass, doch noch nie zu Fuss. Umso mehr genossen wir die sehr schöne Wanderung über die zuerst karge Ebene dann durch Lärchen und Birkenwälder ins Walliser Tal.

Im liebevollen Hotel Lärch fanden wir ein schönes Zimmer und genossen die deftige Käseschnitte zum z’Nacht. Mit vollen Bäuchen legten wir uns ins Bett. Für Beat war es die Highlight Etappe.

 

 

Etappe 5

14.7.2015 Obergestlen – Riale 23km, Auf/Abstieg 1370Hm/1000Hm

Mit Sandwich bewaffnet machten wir uns auf zum Griespass, der die Grenze zu Italien markiert. Wir wanderten durch das Ägenetal, wo wir schon mal in der Tschuppet übernachteten. Auch ein Jahr danach ist es hier immer noch wunderschön. Wir kamen gut vorwärts. Ab Ladstafel ging es dann auch satt aufwärts bis wir nach dem höchstgelegenen Windrad von Europa (2450m), auch den Griessee und den Gletscher endlich sehen konnten.

Nachdem die knurrendeen Mägen gefüllt waren, wanderten wir oberhalb dem Griessee entlang, über ein paar noch bestehende Schneefelder zum Griespass rüber. Die Aussicht von dort ins italienische Hochtal zum Stausee Lago di Morasco war prächtig. Unser Ziel Riale aber noch nicht in Sicht. Der Abstieg ins Hochtal war recht steil aber schön. Wenn man bedenkt dass dieser Weg früher und auch noch heute, mit den Saumtieren absolviert wird, ist das sehr beachtlich. Über die Bättelmatt ging es nochmals abwärts zum See. Unterwegs verloren wir den Anschluss zur der davoneilenden Flammy. Eine grössere Aufholjagd durch eine Schar Kids machte es nicht einfacher den Hund zu finden. Und dann verzweigt sich auch noch den Weg. Ich links, Priska rechts suchten und ruften nach dem Hund. Wie fast angenommen fanden wir Flammy badend im Rio del Gries. Auf dem Weg unten am See war dann unsere Reisetruppe wieder komplett.

Noch kurz einen Cache-Umweg über die Staumauer und dann die letzten paar Kilometer bis Riale. Interessant ist, das da noch sehr viel in Deutsch angeschrieben ist, jedoch fast niemand mehr deutsch spricht. Leider war das erste Hotel ausgebucht und so logierten wir im anderen nicht schlechteren oder besseren Hotel. Das Zimmer war angenehm kühl wenn nicht schon fast kalt. Das erste „italienische“ Nachtessen schmeckte uns. Und ein „Haubeli“ Vino Rosso für 4 Euro, hatten wir auch nichts auszusetzen. Diese Etappe war für Priska das Highlight.

 

 

Etappe 6

15.7.2015 Riale – Premia 23km 1050Hm (Walser Höheweg 29km 1250Hm)

Auf der heutigen Etappe ging es darum Höhenmeter zu vernichten und durch die Täler „Val Formazza“ und „Valle Antigorio“ zu wandern, sofern man sich nicht entscheidet noch den Walser Höhenweg zu absolvieren. Doch als erstes erwartete uns der „Cascata del Tolce“. Der Tosa-Wasserfall stürzt sich beim Weiler La Frua (Uf der Frütt) über in die Tiefe, die Wassermassen des Tosa donnern in mächtigen Kaskaden über 143 Meter die senkrechten Felswände hinunter und erfüllen die Luft mit feinem Wassernebel. Er ist einer der schönsten Wasserfälle der Alpen, der höchste in Europa. Jedoch wird die Wassermasse reduziert und nur zu speziellen Zeiten sieht man den Wasserfall in seiner vollen Pracht.

In Fondovalle trennten sich unsere Wege. Priska und Flammy beschlossen der Weg durchs Tal zu nehmen, während ich mich für den Walser Höhenweg entschied. Gemäss Priska war der Weg durchs Tal nicht besonders berauschend. Das Gegenteil erlebte ich auf dem Höhenweg. Über Altilone, Alpe Nova wanderte ich nach Salècchio sup. Dies ist ein wirklich gepflegtes, guterhaltenes und bezauberndes Walserdorf hoch über dem Tal. Ist definitiv einen Abstecher wert. Im Rifugo genoss ich ein Teller Pasta bei toller Aussicht. Und leider ging es schon wieder runter nach Passo. Das letzte Wegstück nach Premia war noch 2 Stunden Fleissarbeit.

In Premia angekommen warteten die zwei Damen bereits auf mich. Es war heiss und wir stillten den Durst bei einem Panache. Dabei trafen wir noch auf Dänu und Mona. Einem mit Zelt reisenden Paar, das auch auf dem Saumpfad war. Bei Klatsch und Tratsch über Bücher, abgelaufene Schuhe und über Erlebnisse genossen wir zusammen ein lustiges Apero. Alles bezahlt?

Im nahegelegenen Hotel fanden wir ein Zimmer. Das Nachtessen war dann überwältigend. Punkt 19:30h ging es los. Drei verschiedene Suppen wurden serviert, bevor auch drei Sorten Pasta genossen wurden. Zum Hauptgang gab es Poulet, Gemüse, Bratkartoffel und Salat und anschliessend Melone mit Rohschinken und Käse. Die ganze Palette an Essen wurde auf grossen Platten an den Tisch gebracht und die Menge konnte selber bestimmt werden. Als krönender Abschluss konnte noch ein Dessert ausgewählt werden. Wow, das war ein Festmahl. Den Hitzetag liessen wir mit der vierköpfigen Säumergruppe bei einem Bier ausklingen. Dabei erzählte uns der „Obersäumer Dani“ die sehr interessante Geschichte der Säumer. Danke vielmal für die Erklärungen und Erläuterungen. Sehr interessant.

 

Etappe 7

16.7.2015 Premia – Domodossola 24km 390Hm

Mit ein bisschen Wehmut nahmen wir bereits den letzten Abschnitt vom „via Sbrinz“ unter die Füsse. Von Premia ging es gleich runter in die enge Schlucht. Bis wir den richtigen Weg gefunden hatten nahmen wir ein paar Zusatzmeter in Kauf, jedoch sahen wir schöne Details der Schlucht. Die Wanderwegweiser in Italien lassen bisschen zu wünschen übrig. Aber gross verlaufen kann man sich ja nicht. 😉 Der Weg nach Domodossola war dann doch interessanter als erwartet.

In Crodo trafen wir nochmals auf Dänu und Mona, die leider Ihre Reise abbrechen mussten. Ob es die Tochter war die Sehnsucht nach den Eltern  hatte, oder die Füsse bzw. Schuhe die Sie dazu zwangen, lassen wir im Raum stehen 😎

Mehr oder weniger führte dann der Weg dem oder der Toce nach. Kurz nach Pontemaglio war es definitiv genug warm. Wir entblössten uns und stürzten uns in das doch sehr kühle Nass. Was für eine Wohltat. Auf den warmen Felsen liessen wir uns bei einem Nickerchen trocknen.

Nach 15 Minuten weiterwandern waren wir schon wieder schweissgebadet 🙄 . 3km vor Domodossola gab es nochmals eine kurze Pause. Wurst und Wasser für Flammy und Bier für uns. Die letzten drei Kilometer führten dann langweilig der Hauptstrasse entlang. Aber der Bahnhof Domodossola war nicht mehr weit weg. Punkt 17h standen wir dann am Ziel auf dem Bahnhofsplatz. Die Gelati war verdient!

Nach der Dusche im Hotel schlenderten wir durch die überraschend schöne Altstadt und genossen den Apero auf der Piazza. Nach der feinen Pizza beobachteten wir das aktive Nachtleben auf dem Platz. Dolce Vita in Italien mit Karussell, spielenden Kinder, stolzierender Jugend und Flammy die zwar hundemüde war, aber mit den Jungs auf der Piazza Fussball spielte. Nach einem Verabschiedungsbier mit der Säumergruppe die wir vom ersten Tag an immer wieder angeroffen haben, legten wir uns zur Ruhe.

 

 

Leider sind die 7 Tage viel zu schnell verstrichen. Wir erlebten eine fantastische Wanderung durch verschieden Kantone, Kulturen, Landschaften und Mentalitäten. Die Geschichte die hinter der Säumerei steht faziniert uns jetzt noch mehr, da man den doch anstrengenden Weg nun selber absolviert hat. Ein fantastisches und unvergessliches Erlebnis.

Vielen Dank an alle Personen die wir auf der „via Sbrinz“ kennen lernen durften. Wirtsläute, Kellner, Säumer, Wanderer, Schweigende, Schuhentsorgende usw. Wir freuen uns schon auf die nächste Fernwanderung.

 

 

http://www.sbrinz-route.ch Sehr interessante und ausführliche Seite über die Sbrinz Route. (Kultur, Säumerei, Geschichte, Handel, Walser…) Bietet auch Touren an mit Saumtieren.

 

Broschüre Sbrinz Route.pdf Die Wanderroute in der Übersicht und wertvollen Infos.

 

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1 Kommentar zu „„Via Sbrinz“ von Stansstad nach Domodossola“

  1. Melanie und Frank

    So toll! Vielen Dank für euren tollen und informativen Reisebericht. Wir planen Anfang Juli 2017, also in zwei Wochen, den Weg zu gehen. Wir haben schon viele ein und zweitägige Wanderung gemacht, aber wegen der Kinder (die jetzt im Sommerlager der Pfadfinder sein werden), freuen wir uns jetzt auf den ersten Fernwanderweg. Wenn das Wetter überhaupt nicht mitspielen sollte, stehen genug Alternativen zur Verfügung: Vogesen-Durchquerung, Westweg, Jura Höhenweg…
    Noch mal vielen Dank! Vielleicht haben wir noch ein oder zwei Fragen in den kommenden ein zwei Wochen

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