Vrenelisgärtli 2’905m

Wer möchte nicht mal einen Blick ins Vrenelis-Gärtli oder besser ab dem Vrenelisgärtli wagen. Ich wollte es und es freute mich sehr, dass Tinu und Andrea mich für die Hochtour anfragten.

 

Um 7h fuhren wir in Lyssach ab Richtung Klöntal GL. Vorbei am schönen idyllischen Klöntalersee fanden wir in Plätz 852m auch einen Parkplatz. Die mit Steigeisen, Gletscherpickel, Klettergurt, Seil und sonstigem Material schwer beladenen Rucksäcke wurden geschultert und los ging es Richtung Glärnischhütte. Auf der Fahrstrasse ging es steil aufwärts durch den Wald und dann ins beschauliche Rossmatter Tal. Die hübsche Siedlung Käsern gefiel uns sehr gut. Etwas weiter oben, wo die Fahrstrasse endete und der rot weisse Aufstieg begann, machten wir eine längere Pause. Zeit hatten wir ja genügend. Nun folgten noch die letzten 600Hm bis zur Hütte, die auf 1989m liegt. Vorbei an bohnenartigen Pflanzen und an fein duftenden Thymian stiegen wir hoch. Angekommen dauerte es nicht lange, bis wir unser Bett bezogen hatten und bald mal auch beim Aperoplättli sassen. Das Hüttenleben wurde genossen. Die SAC-Hütte war an diesem Tag/Nacht sehr gut besucht. Es war auch dementsprechend eng. Jedoch war es immer angenehm und es ging alles ruhig und gesittet zu und her. Die Nacht war für ein Massenlager auch recht ruhig und erholsam.

 

Punkt 4:45h schellte der Wecker. 5:00h Morgenessen und um 5:45h marschierten wir los. Rasch war die Hütte hinter uns und wir gewannen weiter an Höhe. Der Tag erwachte und die Landschaft änderte von grasgrün in ein steingrau. Nach einer Stunde Marsch erreichten wir die Gletscherzunge wo wir, wie viele andere auch, die Steigeisen montierten. Meine neuen Steigeisen, danke liebe Eltern, hatten Taufe und die scharfen Spitzen gruben sich das Erste mal in das Eis. Gemütlich wanderten wir auf dem Glärnischfirn aufwärts. Angeseilt dauerte es auch nicht lange bis uns dann die Sonne das erste mal ins Gesicht schien. Nach knapp 90 Minuten erreichten wir das Gletscherende (oder Anfang) auf 2‘859m. Ein Materialdepot mit Steigeisen, Pickel, und Seil wurde erstellt.

Es folgte die Schlüsselstelle. Eine Abkletterei von ca.30 Meter runter auf den Grat. Die Stelle hatte zwei Routen. Eine für den Abstieg, die andere für den Aufstieg und war mit Ketten und Stiften in der Wand gut abgesichert. Dennoch musste man dr Gring bei der Sache haben. Problemlos meisterten wir diese Aufgabe. Weiter ging es über den Grat der uns links den Blick auf den Klöntalersee frei gab und rechts den nach Schwanden. Am Ende vom Grat folgte nochmals eine leichte Kraxlerei auf den Gipfel. Und da standenwir nun. Auf dem Gipfel vom Vrenelisgärtli. Vom Vreneli weit und breit keine Spur, aber das Chessi hängt noch auf dem Gipfelkreuz. Wir genossen die wunderschöne Aussicht und etwas Proviant aus dem Rucksack.

 

Doch leider mussten auch wir wieder zurück. Der Abstieg und die Vernichtung von über 2000Hm lagen noch vor uns. Leichte Kletterei wieder ab dem Gipfel runter auf den Grat. Dann über den Grat und äne wieder ufe chlättere bis zum Gletscheranfang. Bevor wir die Steigeisen und das Seilzeugs wieder montierten, suchten wir noch den Geocache. Diesen fanden wir rasch.

Der Gletscher war nun deutlich weicher und matschiger als am Morgen. Viel Wasser floss über das Eis und verschwand dann später in einem der tiefen Löcher. Wir hatten eh ein riesiges Wetterglück. Gestern lagen die Wolken noch weit unten. Heute strahlender Sonnenschein. Dennoch wehte an einigen Stellen ein kalter und recht starker Wind, und wir waren froh über warme Kleidung. Wo aber kein Wind blies, war es sehr warm.

Zurück am Ende des Gletschers wurde das Material wieder in den Rucksack verstaut. Nach einer kurzen Pause marschierten wir zurück zur Hütte. Das Material, das wir nicht brauchten für die Tour, konnten wir am Morgen in der Hütte deponieren. Alles wurde wieder verstaut und die Ruckis waren wieder schwer. Während ich mit einer Büchse Thon und anderen Fressalien zu viel Essen mit genommen hatte, fragten wir uns, warum andere eine Haarbürste eingepackt hatten, die man wohl nie braucht. Wiederum andere verzichteten auf den Hosengurt um Gewicht einzusparen. So cool. Der perfekt gepackte Rucksack wird es wohl nie geben…

 

Oder doch? Denn auf dem Abstieg von der Hütte trafen wir noch eine ältere Frau. Nennen wir sie Vreneli. Vreneli sass auf einem Stein. Tinu marschierte nett bei ihr durch. Mich hielt sie auf und fragte, ob ich nicht Ihren Rucksack runter zum inoffiziellen Parkplatz (Ende Fahrstrasse) tragen könnte. Nett wie ich bin nahm ich den leichten Rucksack in die Hand. Sie habe sich am Bein verletzt. Die Stöcke verkehrt in der Hand (Tällerli oben, Griff unten) humpelte Sie nun abwärts. Etwas verdattert schauten wir Drei Vreneli zu. Pflichtbewusst wie wir sind halfen wir der Dame. Tinu offerierte Ihre noch eine, nein zwei Schmerztabletten. Andrea trug den leichten Rucksack runter, während wir zwei Männer die Dame stützten und so runter zottelten. Sie sei gesten auf dem Vrenelisgärtli gewesen. Das dritte Mal unterdessen. Aha. Wir platzierten Vreneli beim Parkplatz. Da hier hinten kein Natelempfang war und Ihr Akku eh down war, versprachen wir Ihr Hilfe zu organisieren. In Käsern teilten wir dies dem Beizer mit, der sich sofort auf machte um Vreneli abzuholen. Uns ging die Dame nicht so schnell aus dem Kopf. Ein so leichter Rucksack. Ohne Seilzeugs, Steigeisen und ohne Begleitung unterwegs? Und gestern auf dem Vrenelisgärtli? Viele Fragezeichen schwebten uns auf dem Weg zum Parkplatz durch den Kopf. Aber äbä. Unterschätze nie ein Vreneli!

 

Auch wir waren nun froh Andreas Auto zu sehen. Am Schatten genossen wir die verdiente Glace. Am Klöntalersee machten wir nochmals einen kurzen Fotohalt und schauten nochmals hoch auf das Vrenelisgärtli. Vor etwas mehr als 7 Stunden standen wir noch dort oben. Wow! Mit etwas Stolz und breiterer Brust nahmen wir den Heimweg unter die Räder.

Einen herzlichen Dank an Euch beide für diese zwei unvergesslichen Tage. Es het gfägt vo A-Z. Einen besonderen Dank an Andrea für die weite Fahrerei. Das nächste mal bin ich dran!

 

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