5 Tages Skitour der unvollendeten Gipfel

Wir waren beide noch nie 5 Tage auf Skitour. Von wegen 4 Tage nacheinander in SAC-Hütten am pennen. Was packt man noch in den Rucksack, wenn der mit, Felle, Schaufel, Sonde, Steigeisen, Pickel, Seil, Kleider und Co schon proppenvoll ist? Sicher nicht noch der Hund. So waren wir sehr happy, dass Hene uns Oksana zu Colin schauten. Und auch er freute sich auf die Ferien auf dem Hasliberg.

 

Tag 1: Sertig Sand – Sertigpass – Passhöreli – Keschhütte

Das Auto konnten wir in Sertig Sand parkieren. Wir gönnten uns noch eine Nacht im schönen und noblen Hotel Walserhof. Zwar im Massenlager, das zwar etwas weniger nobel war, aber dennoch ganz ok. Nach dem sehr schönen und leckeren Frühstücksbuffet ging es mit vollen Akkus los. Durch das sonnige und schöne Chüealptal erreichten wir den Sertigpass. Der Wind zog uns etwas um die Ohren. Wir beschlossen noch den Passhöreli Gipfel zu besuchen. Damit wir nicht alles mit hoch tragen mussten, errichteten wir ein Depot mit dem Karsumpel was wir nicht brauchten. Rasch waren wir dann auf dem Sattel oben, wo wir auch die Skis deponierten. Der Schlussaufstieg auf den 2’961m hohen Gipfel war dann kein Problem mehr. Unser Tagesziel, die Keschhütte konnten wir von hier aus bereits sehen. Zurück beim Skidepot, runter zum Kleiderdepot und noch weiter runter ins Val dal Tschüvel. Mit etwas Aufstieg und mit der Sonne im Gesicht erreichten wir die Keschhütte, wo es das verdiente erste Monsteiner Bier gab. Zum Nachtessen gab es feine Pizokel bei Ursula und Balts.

 

Tag 2: (Piz Kesch) – (Piz Porchabella)

Die Nacht im 12er Zimmer war sehr ruhig und erholsam. Denn wir hatten das Zimmer für uns allein. Heute stand der Piz Kesch auf der Wunschliste. Über den sanften und gut eingeschneiten Gletscher ging es aufwärts. Ein älters Paar, das auch in der Hütte übernachtet hat, war auf dem gleichen Weg. Beim Ski Depot angelangt dauerte es auch nicht lange bis zwei weiter Personen die von der Es-cha Hütte aufgestiegen sind eintrafen. Waren das Hannes (Johannes) und Heni (Henrike) die uns in den nächsten Tagen noch öfters begegnen werden. Viki und ich machten uns gesichert am Seil und mit Steigeisen und Pickel bewaffnet auf den steilen Weg. Die Tritte im Schnee waren sehr gut und wir kamen langsam aber sicher voran. Die jungen Deutschen folgten uns unauffällig :-). Das erste Felsband hatte ich bereits überklettert. Viki wurde zunehmends unsicher. Hannes und Heni kehrten um. Die beiden Alten überholten uns ausgesetzter rechtsrum und zogen weiter hoch. Der Kopf will heute nicht und so stiegen auch wir ab. Wenn’s nicht will dann wills nicht. An den Verhältnissen lag es nicht.

Zurück beim Depot peilten wir ein anderes Gipfelglück an. Wir wollen uns beim Piz Porchabella versuchen. Die Sonne war unterdessen hinter den Wolken verschwunden. Die Sicht bei der Abfahrt war „blind“ und mein Fuss, die Sehne begann zu schmerzen. Dennoch fellten wir nochmals auf und stiegen auf den Fuorcla Viluoch. Die Aussicht auf den Piz Porchabella gefiel uns nicht. Der Aufstiegsgrat war steinig. Der Schnee vom Wind weggeblasen. Auch hier liessen wir es bleiben.  Sehr vorsichtig, man sah immer noch nichts, fuhren wir zurück zur Hütte. Die Dörrbohnen zum Nachtessen schmeckten besser als die Abfahrt. Wir erfuhren, dass es das Ehepaar es nicht auf den Gipfel schaffte. Ohne Seil wurde es auch Ihnen zu kritisch.

 

Tag 3: Keschhütte- Scalettapass – (Scalettahorn) – Dürrboden – Grialetschhütte

Der Rucksack war wieder voll beladen. Heni und Hannes hatten für heute die gleiche Route und Ziel geplant wie wir. Sie hatten aber auf uns etwas Vorsprung. Zuerst durften wir durch das wunderschöne und einsame Tal bis zur Alp Funtauna abfahren. Megaschön. Nun marschierten wir hoch zum Scalettapass. Mein Fuss schmerzte und ich wusste nicht, ob ich den Skischuh fest oder locker binden soll. Es war auf beide Arten schmerzhaft. Irgendwie fand ich eine Lösung und erreichte auch die Passhöhe. Das Wetter war heute sonnig mit Wüstensand in der Luft, was eine besondere Stimmung gab. Auch wir bogen auf dem Pass rechts gegen das Scalettahorn ab. Wir sahen von unten das bei Heni und Hannes etwas stockte. Wir marschierten weiter hoch bis ca. 2’950m. Von dort sahen wir die beiden Deutschen mit Steigeisen, Pickel und mit aufgeschnallten Skiern am schattigen Schlussaufstieg. Wollen wir das auch? Nee. Also Felle runter und Abfahrt nach Dürrboden im Dischmatal. Dort genossen wir eine längere Pause an der Sonne. Ich wollte gar nicht mehr weiter, da mir mein Fuss schon beim Gedanken an den Aufstieg zur Grialetschhütte schmerzte. Doch ich biss mich durch bis zur Hütte. Heni und Hannes erwarteten uns bereits. Bei Spaghetti quatschten wir über Gott und die Welt. Wir vier waren die einzigen Gäste in der Hütte, die dieses Jahr noch umgebaut wird. Schön, dass sich auch Hüttenwart Hanspeter zu uns gesellte und uns etwas mit Hüttengeschichten unterhielt.

 

Tag 4: Piz Sarsura 3’175m (YEAH)

Wieder mal ein Gipfel wäre cool. Es dauerte etwas länger bis ich meinen Fuss mit Dafalgan, Compeed und zwei Socken irgendwie schmerzfrei im Skischuh verstaut hatte. Aber es ging süferli. Über den eingeschneiten Gletscher und an der Sonne marschierten wir los. Neben der Isla Persa (ja da gibt es auch eine) vorbei, erreichten wir bald den Steilhang. Viki klickte die Harscheisen ein. Ich zögerte noch und machte dann diese Übung etwas verkrampfter im Steilhang. Nach ein paar knackigen Spitzkehren erreichten wir den Sattel. Zu unserer Freude waren auch Heni und Hannes da, die über den Fuorcla Sarsura aufgestiegen sind. Es war schön Bekannschaft mit Euch zu machen. Danke für die interessanten Gespräche und vielleicht bis bald mal.

Wir wollten nun aber noch auf den Gipfel. Der Aufstieg sah knackig aus. Mit Steigeisen bewaffnet gingen wir in den Kampf. Es war kein Kampf und auch kein Krampf, um auf den schönen Gipfel zu kommen. Die Freude war jedenfalls gross. Auch der etwas ausgesetzte Abstieg ging konzentriert gut. Viki freute sich nicht besonders für die Abfahrt über den Steilhang und mein Fuss schmerzte unterdessen auch deutlich mehr. Der Steilhang ging dann viel besser und Viki hatte sogar etwas Freude. Wir überqu ertenden Gletscher bereits vor der Isla Persa Richtung Norden. Der flach abfallende Gletscher war doch recht toll zu befahren. Bei P.2’373 klebten wir wieder die Felle unter die Skis. Der Aufstieg zur Hütte war nicht lang und wir sicherten uns Munggekaffe und ein Stück Rüebli Torte. Mit 16 Personen war die Hütte heute besser belegt. Zum z’Nacht gab es Polenta, Ragout und Rotkraut. Der Tischnachbar war etwas zäher.

 

Tag 5: Grialetschhütte – Rothornfurgga – Schwarzhornfurgga – (Schwarzhorn) – Flüelapass – Tschugga

Der Rucksack war wieder prall gefüllt. Es geht auf die letzte Etappe. Rechts am Furggasee vorbei aufwärts. Die Harscheisen heute früher eingeklickt ging es im Zick zack und in der prallen Sonne steil hoch auf die Rothornfurgga. Von hier ein toller Ausblick zum Schwarzhorn 3’145m. Den bauen wir noch ein, obschon der Einstieg auf den Gratrücken knackig aussah. Kurze Abfahrt um das Radüner Rothorn und Aufstieg zur Schwarzhornfurgga. Der Wind zog über den Pass. Wir errichteten wieder ein Depot mit dem für den Gipfel unbrauchbaren Zeugs. Ab ging es in die steile Wand. Zwei Skifahrer, die von oben runter kamen, hatten bei dieser Stelle auch Ihre Mühe. Und wir hatten auch Mühe mit dem Hochkommen. Wieviel wollen wir noch riskieren. Nach 5 Tagen irgendwie auch etwas müde, schmerzender Fuss und auch er Gedanken wieder da runter zu fahren… So liessen wir es auch hier bleiben. Nun stand noch die Abfahrt auf den Flüelapass an. Auf der harten, vom Wind gepressten Unterlage und dann der Passstrasse entlang erreichten wir gesund und ganz Tschugga. Das Taxi brachte uns nach Davos und der Bus anschliessend ins Sertigtal zum Auto.

Bei einer sehr feine Take Away Pizza in Davos beendeten wir unsere persönliche Bündner Hauteroute. Auch wenn wir einige Gipfel nicht erreichen konnten, was man auch akzeptieren sollte, war es ein einmaliges und wunderschönes Erlebnis in einer atemberaubenden und weitläufigen Landschaft. Auch etwas leiden in der Leidenschaft des Tourenskifahrens gehört dazu. 5 Tage. Ca. 60km und etwa 4’700 Höhenmeter. 

 

Das 5 Tages Album:

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1 Kommentar zu „5 Tages Skitour der unvollendeten Gipfel“

  1. Liebster Beat. Wie schön und exakt hast Du unsere erlebnissreiche Ferien beschrieben. Ich staune immer wieder wieviel man über sich selber und über die Mitmenschen lernen kann bei den Bergaktivitäten. Auch einen Gipfel kann man ohne „Abräumen“ zu lassen. Sowas fällt mir schwer, jedoch braucht es Mut mal „Nein “ sagen zu können und sich vernünftigerweise umzukehren. Eine Freundschaft habe ich mit meiner neue Skibindung immer noch nicht geschlossen. Die Auseinandersetzung mit der Skibindung endet mit tränenden Augen. Auch dass meine Skistöcke vor der Grialetschhütte aus Versehen auf zwei gebrochene Stöcke getauscht worden sind, begann der Tag mit glutigen Wut auf eine unbekannte Person. Beat meinte, ist doch super. Es sind immerhin noch zwei Stöcke übrig. Wie Recht hatte er.
    Es war wunderschön und faszinierend so viele km in verlassene Landschaften mit den Skier voranzukommen. Das Skifahren machte mir mehr Spaß als sonst, da ich neue Bewegungsabläufe ausprobiere.
    Berührend ist es solche Erlebnisse mit einer Person teilen zu dürfen, den man ganz fest lieb hat. Diese Art Erlebnisse sind unsere Schätze, die uns ein Gefühl als Team zu sein gibt und wir auf der Beziehungsebene immer wieder dazu lernen. Die gemeinsame Momente auf den Touren, das miteinander den Weg gehen verbinden uns immer mehr und geben unsere junge Beziehung ein guter Basis darauf zu bauen und unsere Liebe festigen. Beat, ich danke Dir für die fantastische Momente auf dem Weg mit Dir. Ich liebe Dich. Deine Viki

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