Der Niesengrat

Relativ kurzfristig beschlossen mein Arbeitskollege Reto und meine Wenigkeit uns am Samstag was knackiges in den Bergen zu gönnen. Der Nördliche Teil der Niesenkette war schon lange auf meinem Wunschzettel. Das praktische an diesem „Weg“ ist, man muss nicht gross Karten lesen. Immer nur dem Grat entlang und immer schön oben auf dem Grat bleiben. Dann muss man nur noch entscheiden wo es wieder runter geht. Vorteilhaft dem Weg entlang. Denn auf einem Grat geht es meistens links oder rechts runter. Aber oft zu steil.

Die Niesenkette ist ein ca. 21 km langer Gebirgszug im Berner Oberland. Die Kette beginnt nahe Wimmis und endet in unmittelbarer Nähe der Lenk. Der Name der Kette stammt vom Niesen 2’368 m, der ihr nördlichstes Glied darstellt und zugleich der einzige touristisch erschlossene Gipfel ist. Der Niesen ist jedoch keineswegs die höchste Erhebung des Gebirgszuges. Diese befindet sich am südlichen Ende der Kette und wird vom Albristhorn 2’762m gebildet, den wir auch schon besucht haben. (siehe Bericht)

 

Also trafen wir uns im Bahnhof Bern, wo wir im Migros noch der Lunch und auch was zum Frühstück kauften. Gemütlich fuhren wir im Zug via Spiez nach Mülenen wo wir die erste Bahn auf den Niesen bestiegen. Sofort sah man welche Fahrgäste nur auf den Niesen fuhren zum Morgenessen und welche die was wandern wollten.

Angekommen auf dem Niesen marschierten wir auch gleich los. Da wir auf dem Niesen schon auf einem Gipfel standen, führte uns der Wanderweg erst runter bis in die Senke zum „Cheesböde“. Dort wo sich die offiziellen Wanderwege trennten, rechts Wimmis, links Mülenen, liefen wir weiter gerade aus. Schon bald kamen wir zur ersten Schlüsselstelle, wo wir auch die Hände gebrauchen mussten. Auch ohne die nicht so sicheren Sicherungen im Fels überwindeten wir die erste Kletterstelle. Weiter ginge es über den Grat hoch bis auf das Fromberghore, das mit knapp 30 Meter nur wenig höher ist als der Niesen. Weiter abwechselnd rauf und runter standen wir dann auf dem Drunengalm wo wir bei Sonnenschein auch unser Lunch genossen. Und wie fast immer wenn Reto die Sonnencreme auspackt, verschwindet kurz darauf die Sonne. Der Nebel, der am Morgen so schön über den Thunersee lag, kam jetzt in die Höhe und verdeckte die Sonne. So wanderten wir für den Rest des Tages zwar nicht im Nebel, aber neben dem Nebel, was auch eine spezielle Stimmung ergab.

 

Kurz nach dem Mittagessen meldete Reto plötzlich die Sichtung eines Steinadlers. Aber da er wieder im Nebel verschwunden war, ich meine der Adler, konnte ich dies nicht bezeugen. Doch nach einer kurzen Pause drehte der grosse Vogel doch noch kurz eine Runde ausserhalb des grauen Schleiers, ehe er wieder darin verschwand. Ja es war ein Steinadler. Und so nahe konnte ich dieses Tier auch noch nie sehen. Toll.

 Weiter ging es über den Grat. Die Hände waren oft im Einsatz und wenn es links und rechts nur runter geht ist das teilweise schon ein prickelndes Gefühl. Konzentriert besuchten wir der Reihe nach das Standhore, Steischlaghore, Tschipparällehore bis wir dann auf dem letzten Gipfel auf dem Mäggisserehore standen. Die auf dem Grat versteckten Geocaches konnten alle gut gefunden und geloggt werden.

 

Nun stand uns noch der nicht unbedingt knieschonende Abstieg nach Frutigen bevor. Über die Mäggisserenegg ging es ohne Zick Zack direttissima abwärts. Über Kuhweiden und an Alphütten vorbei. Kurz vor Frutigen sahen wir noch drei junge Burenziegen. Die handzahmen Tiere beschäftigten uns noch eine Weile. Am liebsten hätten wir diese mitgenommen. Aber die Mutterziege wäre damit wohl nicht einverstanden gewesen und die Knie und Muskeln wären mit zusätzlichem Gewicht wohl auch nicht so glücklich.

 

Wir waren aber glücklich, als wir in Frutigen das verdiente Bier serviert bekamen. Leider sahen wir wegen dem Nebel nicht mehr hoch zum Grat. Doch die 16km, 800Hm aufwärts und die knapp 2400Hm abwärts werden uns auch so in schönster Erinnerung bleiben.

 

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