Schwein haben ist, wenn man am Freitagvormittag noch einen Schlafplatz in der Mutthornhütte für den Samstag buchen kann. Organisiert ist, wenn das ganze Hochtourenzugs bereits im Camper liegt. Ausdauer ist, wenn man fast 12 Stunden am wandern ist. Müde und glücklich ist man, wenn man am Sonntagabend 21:30 gesund und eben glücklich wieder zu Hause ist.
Ich war bereits glücklich als Viki mir den Tourenvorschlag machte und die SAC-Hütte noch ein Plätzli für uns frei hatte. Mir war eigentlich egal wohin. Aber auf dem Petersgrat und in der Mutthornhütte war ich noch nie. So wurde am Freitagabend Sack und Pack bereitgestellt. Mit Bus und Taxi gelangten wir nach Trachsellauenen wo wir unsere Wanderung starteten. Vorbei bei den frechen Ziegen im Schürboden, die mir den Gummischutz vom Pickel rissen, wanderten wir zur nächsten Alphütte wo sich Pferd und Esel kraulen liessen. Vorbei an zahlreichen Türkenbund Lilien erreichten wir das Schafläger. Karger und karger wurde es im Aufstieg zum Oberhornsee. Nach zusätzlichen 250 Höhenmeter erreichten wir den See. Zwischenhalt mit Gurke und Aromat. Viki gönnte sich ein Bad im kühlen Nass und ich kümmerte mich um eine Geocache Wartung. Zwei Wanderer kamen um die Ecke und wir ahnten noch nicht, dass wir diese später nochmals treffen, geschweige auf demselben Gipfel stehen würden.
Als Viki wieder trocken und angezogen war stiegen wir weiter auf der Moräne hoch. Bald erreichten wir den Gletscher. Angeseilt und ausgerüstet mit Steigeisen und Co. stiegen wir auf dem Tschingelgletscher gegen die Mutthornhütte zu. Um 15:15 auf der Höhe der Hütte entschieden wir, dass wir noch auf dem Petergrat aufsteigen wollen. Einige Nebelschwaden lagen um uns und etwas Zeitdruck lag im Kopf. Dennoch konnten wir auf dem Grat oben noch tolle Blicke ins Wallis werfen. Nun aber rasch zurück zur in die Hütte. Einchecken und kurz darauf war schon Essenszeit. Corona bedingt gab es auch in der Hütte einige Anpassungen. So wurden uns zwei Betten im Winterraum zugeteilt. Auch das Nachtessen konnten wir, wie auch zwei andere Paare im Winterraum geniessen. Mit dabei war auch das Paar vom Oberhornsee. Im Chambre Séparée konnten ganz in Ruhe miteinander quatschen, was ganz toll und interessant war. Nach einem Kaffee mit Schuss war dann aber auch Schluss und Schlafenszeit.
Sonntag 19.7.20
3:30 sollte der Wecker schellen. Sollte, denn wir waren bereits früher wach. Frühstück essen, packen und los geht es. Kurz vor 4:30 standen wir wieder ausgerüstet auf dem Gletscher, mit dem Ziel um 6 Uhr auf dem Wätterhore den Sonnenaufgang zu bestaunen. Ein paar Meter vor uns auch das Paar vom Oberhornsee mit dem gleichen Vorhaben. (Sorry, ich weiss nicht mal Eure Namen). Es ist wunderschön in die Morgendämmerung zu laufen. Die Stirnlampe war schon früh aus. Auch weil meine Batterie den Geist aufgab. Gemütlich erreichten wir um 6 Uhr, den 3’233 Meter hohen Gipfel. Das Schoggigipfeli vom Vorvortag (ja genau) war nicht mehr der Hit. Der Sonnenaufgang jedoch schon. Während das Oberhornseepärli den Abstieg unter die Beine gönnten wir uns noch etwas mehr Zeit und erkundeten den weiteren Grat Weg um einen besseren Blick in das Lauterbrunnental zu erhaschen.
Genug gesehen und es war ja noch nicht mal 8 Uhr. Wir wollten nochmals auf den Petersgrat. Jedoch heute zum Punkt 3’202 rüber. Den Fels dort drüben sah man gut. Der Weg dort hoch auf dem zermürbenden und hügeligen Firn war lang. Er war sogar sehr lang. Es war fast unendlich lang. Dennoch standen wir 9:40 auf dem Felsen und gönnten uns eine kurze Pause. Eine tolle Aussicht auf die 4000er im Wallis und in das Lötschental war die Belohnung dafür. Doch wir wussten, dass der Abstieg von der Mutthornhütte nach Selden gut noch 5 Stunden in Anspruch nehmen wird. Und wir waren ja noch auf dem Grat oben. Die Gletscherspalten umgingen wir sehr grosszügig ostseitig. Der Abstieg auf dem welligen und hügeligen Untergrund brauchte Zeit. Es war nicht ein sehr angenehmes laufen. Etwas einfacher war es dann auf dem Kanderfirn. Auf 2’450m stiegen wir vom Gletscher ab und suchten zuerst mal den Weg. Den Weg gefunden mussten wir ein Bach überqueren. Auch da musste die geeignete Stelle zuerst gefunden werden. Auch da wieder ein Zeitfresser. Geschafft. Bald erreichten wir die Schafgrinde wo die Landschaft wieder grüner wurde. Viki hatte genug und wollte nur noch runter. Ich besuchte noch ein paar Cachelein. Die 900 Höhenmeter und der Abstieg bis nach Selden hatte es noch in sich. Es war heiss, wir waren müde und die Beine schmerzten. Dafür war die Landschaft und der Wanderweg am ganzen Kanderfirn unglaublich schön und attraktiv. Von eisblau ins kalkgrau und runter ins sattgrün.
17:00 erreichten wir erschöpft Selden. Die Zeit reichte für ein dringend benötigtes Bier, bevor wir mit dem letzten Bus durchs Gasterntal nach Kandersteg chauffiert wurden. Mit dem ÖV erreichten wir Lauterbrunnen. Was Salziges gab es noch im Horner und auch Colin freute sich sehr uns wieder zu sehen. Und eben. Müde und glücklich ist man, wenn man am Sonntagabend um 21:30 gesund eben glücklich wieder zu Hause ist. Die Tour war einfach traumhaft und grandios!!!