Das Postauto war auf der Fahrt nach Handegg mit Schlitzaugen und Stars and Stripes Peoples gut gefüllt. Doch ich wusste, dass die alle ab Handegg ostwärts gehen und ich wohl als Einziger westwärts aufsteige werde. Der Unterschied war, dass ihr Bahn, die Gelmerbahn fuhr und meine Bahn, die Handeggfluhbahn, nicht mehr fährt. Wie angenommen, stieg ich alleine aufwärts, was mir sehr passte. Zickzack wanderte ich an der 1994 ausgedienten Bahn aufwärts und erreichte Arlen. In Arlen hatte es viele Erlen. Die Alpenrosen waren in voller Blüte. Wunderschön. Ich wanderte zum Verzweiger P. 1763. Über die Alubrücke ging es weiter. Am Ende der Strasse, scheuchte ich einen jungen Steinbock auf. Ab hier wanderte ich weglos zum Couloir hoch. Rechts haltend aber immer links vom Wasserfall. Ich erreichte weiter oben das Drahtseil, das mich sicher über das Band leitete. Nun war ich unter dem Stampfhorn. Bis zum See war es nicht mehr weit. Die Aussicht vom Stampfsee oder Bi Sweelenen rüber zum Gelmersee und in die Grimselwelt war überwältigend. Ich machte kurz mal Pause.
Bereits während dem Aufstieg zogen zwischendurch dunkle Wolken auf und es fielen einige Tropfen vom Himmel. Ich zog es vor, abzusteigen. Vorsichtig ging es auf dem gleichen Weg zurück. Nach dem Couloir begann es zu regnen. Ich fand Schutz unter einem überhängenden Fels. Die Sonne schien wieder und ich wanderte weiter. Nochmals kam ein etwas heftigeren Schauer und ich konnte beim Stollen Unterschlupf finden. Nach 5 Minuten war es dann vorbei. Das Wetterradar zeigt keine weiteren Störungen an. So entschied ich mich noch zum Grubensee oder Gröebeseewli aufzusteigen. Zurück bei der Verzweigung P.1’763 schaltete ich den Aufwärtsgang ein. Landschaftlich ist diese Ecke wirklich ein Leckerbissen. Während ich staunte, purzelten die Höhenmeter. Auf einem guten Weg, der mit Steinmannen und rot weissen Zeichen gut markiert war, stand ich dann beim See und staunte schon wieder. Wow, wie schön ist das denn. Ich machte eine lange Pause. Die Grubenhütte zählte nicht mehr als weiteres Ziel. Zu viel Schnee und jetzt schon 1’400 Hm in den Beinen. Also genoss ich einfach diesen wunderschönen Ort.
Doch auch ich musste wieder aufbrechen. Im Abstieg wurde die felsige und steinige Umgebung zunehmend grüner. Die Schmetterlinge flatterten vor mir hin und her. Der Wind brachte die Erlenblätter zum Rascheln. Zahlreiche blühende Pflanzen freuten sich auf den Besuch der Insekten. Ich stand wieder in Arlen und am Brunnen tankte ich Wasser auf. Ich besuchte noch die Bergstation der alten Bahn und die Kraftwerkgebäude. Direkt am Trasse, entdeckte ich einen schmalen Pfad. Ich folgte diesem, in der Annahme, dass er mich auf den Wanderweg brachte. Das tat er auch. Doch Brennnesseln machten das Durchkommen nicht ganz einfach. Die Beine brannten als ich auf dem Wanderweg stand. Rasch war ich wieder unterhalb der Baumgrenze. Am kalten Bach kühlte ich meine Füsse und Beine. In der Alpwirtschaft bestellte ich ein Bier. Dann gesellte sich noch jemand Neugieriges zu mir und wir hatten sehr interessante Gespräche. Fred, war dann so nett und chauffierte mich direkt nach Meiringen. Herzlichen Dank Fred für die spannenden Gespräche und den Taxi-Service.
Dies war ein wunderschöner und sehr einsamer Tag, in einer prachtvollen und traumhaften Berglandschaft. Einfach nur WOW. Gut wird auch weiterhin 99,9 % der Wanderer die östliche Seite der Handegg besuchen.
Hallo Beat
Ich gratuliere Dir zur super schönen Bergtour. Du kennst Dich super aus, und findest immer wieder tolle und einsame Plätze in der Bergwelt. Das inspiriert mich. Vielen Dank.
Ich wünsche Dir schöne Bergtouren.
Mit alpinen Grüssen
Raphael Wellig